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Manuel Göttsching: Live At Mt. Fuji (Review)

Artist:

Manuel Göttsching

Manuel Göttsching: Live At Mt. Fuji
Album:

Live At Mt. Fuji

Medium: CD
Stil:

Elektronischer Krautrock - live und ohne doppelten Boden

Label: MG.Art
Spieldauer: 72:33
Erschienen: 26.12.2013
Website: [Link]

Unfassbar, aber wahr – hier kommt ein Live-Album für alle „Heiligen & Sünder“, die im ASHRA TEMPEL ihren Ohren bereits die Seligpreisung beschert haben und einen musikalischen Gott anbeten, der aus echtem Fleisch und Blut besteht und Gitarren, Keyboards und jede Menge anderer Electronics wie kein zweiter beherrscht. Ein Mann eben, der vor Ideen übersprudelt und diese erklingen lässt. MANUEL GÖTTSCHING ist sein Name und elektronische Musik der Extraklasse sein Programm. Doch nicht nur das – Göttsching ist ein Krautrock-Pionier, der bereits mit ASHRA (TEMPEL) Musikgeschichte schrieb. Er vermag seine Gitarre in den unterschiedlichsten Schattierungen zu spielen, die das breite Spektrum zwischen CARLOS SANTANA bis DAVID GILMOUR abdecken. Mit WAHNFRIED verwies er sogar einen KLAUS SCHULZE in seine Grenzen. Und als Solist verwirklichte er 1984 mit „E2-E4“ einen grandiosen (musikalischen) Schachzug, der heutzutage als Vorreiter der Techno-Musik gilt und von ORB bis SVEN VÄTH so etwa alle musikalischen Größen dieser Szene beeinflusste. Dass sich solch legendäre Musik bis in das High-Tech-Land Japan rumspricht, erscheint demnach nicht verwunderlich. Als Göttsching dann am 29. April 2006 am Mount Fuji in Japan unzählige Zuschauer in völliger solistischer Eigenregie bei einem Open-Air-Konzert verzauberte, musste dieses Ereignis einfach für die Ewigkeit festgehalten werden. Ein Frevel, wenn wir nicht wenigstens vor unserer heimischen Anlage dieses Konzert miterleben dürften.

Auf dem in hervorragender Klangqualität aufgenommenen „Live At Mt. Fuji“ bekommt der Hörer eine musikalische Zeitreise von über 30 Jahren geboten, die 1976 mit „Sunrain“ begann und 1997 mit „Die Mulde“ endete. Göttsching macht Musik für die Ewigkeit. Dieses Konzert ist der lebendige Beweis dafür!

Ich selber erinnere mich noch sehr gut daran, wie mich in den 70er Jahren das Album „New Age Of Earth“ faszinierte, weil es mir genau das bescherte, was ich zu diesem Zeitpunkt suchte: verspielte elektronische Musik, die nicht in die oftmals nur noch langweilenden Wiederholungen eines KLAUS SCHULZE oder die immer stärker melodielastig-mainstreamigen TANGERINE DREAM verfielen, sondern genau eine ideale, aber eigenständige Mischung daraus bot. Mit diesem ASHRA-Album wurden alle meine Wünsche erfüllt – und ASHRA mein ständiger musikalischer Wegegleiter. Welch Glück also, dass mit „Sunrain“ von besagtem 76er Album das Konzert beginnt. Allerdings weist die Live-Version mit ihren 14 Minuten gleich die doppelte Laufzeit der Studio-Version auf. Und ich verrate garantiert nicht zu viel, wenn ich feststelle, dass die Aufnahme in dieser Live-Version noch besser klingt als das Studio-Original.

Mit „Saint & Sinner“ schlägt dann bei mir altem PINK FLOYD-Fan das Herz noch ein bisschen schneller. Der gesamte Song hat eine PF-Ausstrahlung, die einen schwindlig werden lässt und die Gitarre hätte ein Herr Gilmour himself auch nicht besser spielen können. Gänsehaut pur für jeden, der von Floyds Barrett-Gedenkalbum „Wish You Were Here“ nicht genug bekommen kann.

"Trunky Groove" wiederum bläst mit dem bereits im Titel angekündigten Groove dieses PF-Gefühl von dannen und eröffnet den elektronischen Reigen, der besonders von perkussiven Elementen lebt und uns zeigt, warum MANUEL GÖTTSCHING auch als Ur-Vater des Techno gehandelt wird.

Aus Anlass einer „Spiegel“-Performance in der Nähe der Mulde war der Song, der den Namen des Flusses trug, entstanden, welcher dem groovigen Trunky folgt. Ein sich stetig steigerndes Stück, das anfangs im ruhigen „Fluss“ beginnt und im Verlauf der in diesem Fall auf knapp 20 Minuten zusammengekürzten 40-Minuten-Symphonie sich immer mehr steigert, wobei die E-Gitarre in ihren höchsten Tönen eine sehr eigenständige Klanglandschaft entfaltet, die wie ein Adler schwebend ihre Kreise zieht.

„Shuttlecock“ vom 77er Album „Blackouts“ wiederum verbreitet anfangs ein uriges Krautrock-Feeling der Marke KRAFTWERK bis es durch die treibenden Gitarrenrhythmen, welche in gewissen Momenten regelrecht gegen die vielfältigen Electronics anspielen, um eigenständige Duftmarken zu hinterlassen, was dem Titel eine fast nervös anmutende Dynamik verleiht. Gehetzt klingt der Sound – wie jemand, der auf der Flucht ist, Haken schlägt, aber am Ende immer wieder den richtigen Weg findet. Und wenn zuletzt auch noch verzerrte, HENDRIX-artige E-Gitarren-Klänge das Finale einleiten, dann ist eins klar: Göttsching ist zumindest an diesem Abend der Musik-Kaiser von Japan und „Live At Mt. Fuji“ ist dabei seine Krönungszeremonie!

FAZIT: Ohne viele Worte zu verlieren: „Live At Mt. Fuji“ ist nicht nur ein Konzerterlebnis, das die Kreativität und Vielfalt der Musik von MANUEL GÖTTSCHING aufzeigt, sondern auch ein Zeitdokument, das beeindruckend veranschaulicht, wozu ein einzelner Musiker live auf der Bühne in der Lage sein kann. Man muss es wirklich gehört haben, um es zu glauben!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4651x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Sunrain
  • Saint & Sinner
  • Trunky Groove
  • Die Mulde
  • Shuttlecock

Besetzung:

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